Lina Meimann, Influencerin und gelernte Sport- und Gesundheitstrainerin aus Ibbenbüren, hat sich unseren Fragen rund um ihre Lipödem-Diagnose gestellt. Erfahre, wie sie mit ihrer Krankheit umgeht und welche Tipps sie anderen Betroffenen mit auf den Weg geben möchte.

Weg zur Diagnose

Redaktion: Lina, was kam zuerst: der Sport oder das Lipödem?

Lina Meimann: Zuerst kam bei mir tatsächlich der Sport. Ich war früher in der Pubertät schon mal übergewichtig, habe aber relativ viel abgenommen, unter anderem durch Sport. Jahr für Jahr kamen dann die Kilos wieder drauf und zusätzlich die Diagnose Lipödem.

 

Redaktion: Gab es Zeiten, in denen dich das Lipödem ausgebremst hat? Wenn ja: Was hat dir da am meisten geholfen?

Lina Meimann: Als ich im März 2020 die Diagnose bekommen habe, bin ich schon erstmal in ein Loch gefallen, weil mir das damals sehr uncharmant nahegebracht wurde. Damit musste ich selbst erst mal fertig werden. Wieder rausgeholfen hat mir dann tatsächlich die Beraterin im Sanitätshaus. Sie hat mich abgeholt und mir in Ruhe alles ganz genau erklärt. Sie hat sich sehr viel Zeit für mich genommen. Im Anschluss daran habe ich natürlich auch auf Social Media unter dem Begriff „Lipödem“ sehr viele Seiten und Möglichkeiten gefunden, mich mit anderen Betroffenen auszutauschen und dort dann auch viel Hilfe erfahren.

 

Redaktion: Hast du lange nach einem Sanitätshaus gesucht?

Lina Meimann: Tatsächlich ist das direkt neben dem Arzt gewesen, in einem Gebäude. Da bin ich sofort hingegangen und habe mich zum Glück direkt sehr gut aufgehoben gefühlt.

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Umgang mit Vorurteilen

Redaktion: Lina, wie gehst du mit Vorurteilen um? Gerade in deinem Job als Fitnesstrainierin bleiben diese sicher nicht aus, oder?

Lina Meimann: Anfangs haben mich die Vorurteile zu meinem Gewicht und meiner Arbeit sehr runtergezogen, weil ich nicht wusste, wie ich hätte widersprechen sollen. Aber mittlerweile stören mich solche Kommentare nicht mehr und wenn jemand meine Kompetenz im Fitnessstudio in Frage stellt oder mein Gewicht belächelt, dann räume ich die Vorurteile mit meiner Know-how auf dem Gebiet aus dem Weg und spreche die Krankheit offen an.

 

Redaktion: Hast du das Lipödem nur in den Beinen oder sind auch andere Körperteile betroffen?

Lina Meimann: Meine Arme waren ebenfalls ziemlich stark betroffen, weshalb ich mich vor einem Jahr einer Liposuktion unterzogen habe. Da müsste zwar noch mal eine Korrektur gemacht werden, weil nicht alles entfernt werden konnte, aber ich habe trotzdem schon jetzt deutlich mehr Lebensqualität. Bei den Armen hatte ich viel schlimmere Einschränkungen als bei den Beinen. Beim Haare kämmen und waschen hat es angefangen und dann auch beim Kurse geben oder während meines Praktikums in der Physiotherapiepraxis. Nun kann ich wieder ohne Schmerzen Kurse geben, das ist für mich ein großer Teil Lebensqualität.

 

Redaktion: Trägst du an den Armen trotzdem manchmal noch die Kompressionsversorgung oder lässt du sie komplett weg?

Lina Meimann: Wenn ich merke, dass es mir guttut, trage ich die Kompression noch. Ich spüre dann sofort, dass ich sie eigentlich noch brauche. Pro Woche habe ich sie sicher mindestens einmal an.

Operation als Option?

Redaktion: Hast du es schon mal in Erwägung gezogen, die Beine ebenfalls operieren zu lassen?

Lina Meimann: Ich würde es wahrscheinlich machen, wenn ich die finanziellen Mittel dafür hätte. Aktuell beschäftige ich mich aber nicht damit. Ich kann laufen, meinem Sport nachgehen, Kurse geben und das ohne Schmerzen. Deswegen finde ich, dass es einfach gerade nicht sein muss.

 

Redaktion: Bist du mit deinem Körper im Reinen?

Lina Meimann: Ja, auf jeden Fall. Natürlich möchte man immer etwas verändern und das ist auch gut so, aber mein Körper bleibt mein Körper und er leistet jeden Tag so viel für mich. Mich mit anderen zu vergleichen, hilft mir nicht weiter. Ich bin ich. Mir geht's gut und ich kann viele Sachen machen. Ich beschäftige mich damit, positive Glaubenssätze zu haben.

Sich mit anderen Betroffenen vernetzen

Redaktion: Wohin sollten sich Betroffene denn wenden, die sich informieren möchten?

Lina Meimann: Auf jeden Fall an die sozialen Medien, Instagram zum Beispiel. Dort gibt es unterschiedliche Leute, die alle über andere Facetten des Lipödem sprechen. Sogar Selbsthilfegruppen sind dort einige vertreten. Die sind auch was für Leute, die nicht so social-media-affin sind. Sanitätshäuser haben meistens ebenfalls gute Connections. Der Großteil findet wahrscheinlich schon im Netz statt, aber wer sich schlau macht, egal wo, wird immer fündig.

Das Bauerfeind L!pödem Barcamp ist der beste Anlaufpunkt für alle Interessierten. Hier hat man die Möglichkeit, sich direkt mit Betroffenen auszutauschen und wertvolle Erfahrungen zu teilen. Hier gibt es keine Zuschauer, sondern nur Menschen, die dich und deine Diagnose verstehen und manchmal auch schon alles ausprobiert haben. Jeder ist individuell und für jeden funktionieren andere Ansätze und Methoden. Beim Barcamp hast du die Möglichkeit, dir aus dem Erfahrungsschatz aller den für dich passenden Blumenstrauß zu pflücken.

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