Lina Meimann ist gelernte Sport- und Gesundheitstrainerin und leitet ein Fitness-Studio. Im März 2020 erhielt sie die Diagnose Lipödem. Im Interview erzählt sie, wie sie selbstbestimmt ihr Leben meistert und welche Rolle der Sport darin spielt.

Einsteigertipps für Sport mit Lipödem

Redaktion: Lina, was würdest du als Expertin anderen Lipödem-Betroffenen raten, die gerade überlegen, mit Sport anzufangen?

Lina Meimann: Schaut erst mal, worauf ihr Lust habt. Es bringt nichts, mit einer Sportart wie Schwimmen anzufangen, wenn man keine Wasserratte ist. Man sollte sich vorher informieren, was es alles gibt. Hier kann beispielsweise die curaflow-App wirklich helfen. Sie eignet sich perfekt zum Einstieg, da sie verschiedene sportliche Challenges beinhaltet. Zudem ist es kein schlechter Gedanke, sich in einem Fitnessstudio anzumelden und dort verschiedene Kurse zu belegen, um zu sehen, was am meisten Spaß macht. Auch Kraftsport ist wirklich gut für die Gelenke. Es hilft übrigens, wenn man jemanden hat, der das mit dir zusammen durchzieht. Da können einem die Kurse sehr helfen, denn dort findet man oft Gleichgesinnte und vielleicht sogar Freunde.

 

Redaktion: Du arbeitest in einem Fitnessstudio, richtig?

Lina Meimann: Das stimmt. Ich habe damals eine Ausbildung als Sport- und Gesundheitstrainerin absolviert und schon immer im Fitnessstudio gearbeitet. Ich wusste sofort, dass ich vorne als Trainerin auf der Bühne stehen und Kurse geben will. Ich wollte den Leuten zeigen, wie das geht, und hab meine Ausbildung da voll durchgezogen. Das war alles noch vor meinem Lipödem und mit ein paar Kilo weniger auf der Waage. Jetzt habe ich die Leitung im Studio übernommen und mittlerweile kennen die Mitglieder mich, auch wenn nicht alle wissen, was ich habe. Ab und zu werde ich hier noch mit Vorurteilen konfrontiert, aber dann erzähle ich ganz offen, dass ich ein Lipödem habe. In der Regel denken die meisten Menschen dann ganz anders über mich, was schön ist.

Abgebildet ist eine Frau mit einer VenoTrain curaflow Thorax-Versorgung. Diese bietet Unterstützung bei einer Lip- und Lymphödem-Erkrankung.

Redaktion: Auf wie viel Stunden Sport kommst du in der Woche?

Lina Meimann: Das kommt natürlich ganz darauf an, wie viele Kurse ich gebe. Aufgrund meiner Leitungsposition habe ich ein paar Kurse abgegeben. Manchmal betreue ich die Kurse nicht selbst, sondern mache nur mit. So versuche ich, auf mindestens vier bis fünf Stunden Sport pro Woche zu kommen.

 

Regelmäßige Bewegung für mehr Wohlbefinden

Redaktion: Wie unterstützt dich der Sport bei den Krankheitssymptomen, wie z.B. Schmerzen?

Lina Meimann: Ich merke es sofort, wenn ich keinen Sport mache. Mir fehlt dann etwas und meine Beine werden schwerer.

Das Bild zeigt eine lächelnde Frau, die mit ihren beiden Händen ein Herz formt. Sie trägt eine VenoTrain curaflow Thorax-Versorgung in der Farbe Flashy Papaya.

Der Sport hilft mir schon sehr bei meinen Symptomen.


Lina Meimann
Fitnesstrainierin und Lipödem-Betroffene

Kompressionsversorgung: Worauf es beim Sport ankommt

Redaktion: Trägst du deine Versorgung auch beim Sport?

Lina Meimann: Ja, am liebsten farbige Versorgungen, die sehr auffallen. Die kombiniere ich mit meinen Sportklamotten. Dunkle Farben trage ich oft ohne Sporthose, weil die Nähte sehr unauffällig sind und ich einfach ein langes T-Shirt drüberziehe.

 

Redaktion: Was sind für dich die wichtigsten Eigenschaften einer Kompressionsversorgung beim Sport?

Lina Meimann: Letztendlich muss sie flexibel sein, nicht so steif. Deswegen trage ich den VenoTrain curaflow von Bauerfeind. Die Versorgung lege ich an und fühle mich sofort wohl. Da muss ich mir keine Gedanken mehr machen. Ich finde es toll, dass ich die Versorgung sogar bei leichten Gewichtsschwankungen noch super tragen kann und die Wirkung nicht beeinträchtigt wird. Sie gibt mir volle Bewegungsfreiheit und fühlt sich geschmeidig an.

Sportgerechte Ernährung bei Lipödem

Redaktion: Hast du eine bestimmte Ernährungsform, die für dich am passendsten ist?

Lina Meimann: Ich ernähre mich High Protein, das funktioniert für mich in Kombination mit dem Sport am besten, da mir damit die Muskeln nicht verloren gehen. Ich versuche, wie fast alle Lipödem-Betroffenen, abzunehmen. Das fühlt sich immer wie eine Achterbahnfahrt an. Ich habe im Grunde schon jede Ernährungsform durchprobiert, von Low Carb bis Ketogen, alles was es gibt. Das mag für den einen super funktionieren, aber eben nicht für jeden und das sollte man immer im Hinterkopf behalten. Ich persönlich stehe für High Protein, aufgrund meiner Sport-Ernährungslizenz, die ich gemacht habe und somit weiß, wie wichtig das ist. Aber wenn jemand mit ketogener Ernährung besser zurechtkommt, dann soll er das unbedingt fortsetzen. Man sollte sich damit intensiv auseinandersetzen und sich Inspiration holen. In der Bauerfeind curaflow-App gibt es auch ein paar Rezepte, die man als ersten Ansatz ausprobieren kann.

 

Redaktion: Muskelaufbau und gleichzeitig Abnehmen wird oftmals in Widerspruch gestellt. Wie stehst du dazu?

Lina Meimann: Als Trainingsanfänger kann das durchaus funktionieren, wenn man sich High Protein ernährt. Denn ohne Proteine wachsen die Muskeln nicht und ohne Kalorien-Defizit nimmt man nicht ab. Somit kann man diese beiden Dinge miteinander kombinieren. Man darf es nur nicht als ein Paar Schuhe sehen. Die Fettzellen sind nicht der rechte Schuh und die Muskulatur nicht der linke. Das sind unterschiedliche Ansätze, die man als solche betrachten muss. Fettzellen lassen sich nicht in Muskelzellen umwandeln. Das ist (leider) ein weit verbreiteter Mythos.

Therapiemaßnahmen individuell betrachten

Redaktion: Möchtest du den Leserinnen und Lesern noch etwas mitgeben?

Lina Meimann: Ja, bitte geht euren eigenen Weg! Ich finde, man sollte sich immer alle Meinungen anhören, ob zu Sportarten und Ernährungsformen oder den Möglichkeiten einer Operation. Und dann müsst ihr euer eigenes Ding machen, euch das aussuchen, was für euch am besten funktioniert. Das ist sehr wichtig, denn was bei jemand anderem funktioniert, muss bei dir nicht zwangsläufig genauso funktionieren.

Diese Krankheit bestimmt nicht euer Leben, sondern ihr. Man darf sich ärgern, wenn mal was nicht geklappt hat, man darf auch traurig sein, aber man muss trotzdem immer wieder aufstehen und weiterkämpfen. Es gibt keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken.

Du willst mehr über Lina und ihren Umgang mit der Krankheit Lipödem erfahren?
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