In unserem Interview berichtet Katrin von einer bewegenden Reise, auf die sie nach ihrer Brustkrebs-Diagnose 2020 aufbrach. Mit Mut und Entschlossenheit nahm sie die Herausforderungen der Chemotherapie und der Operation an, doch nach der Behandlung muss sie eine neue Hürde in Form eines Lymphödems meistern. Erfahre im Interview, wie sie in ihrer Ödem-Therapie am Ball bleibt und welche Veränderungen sie sich für die Zukunft wünscht.
Armlymphödem nach Brustkrebs: Inhaltsverzeichnis
Diagnose: Brustkrebs
Redaktion: Katrin, wann hast du erfahren, dass du Brustkrebs hast?
Katrin: Im Mai 2020 erhielt ich die Nachricht, dass ich Brustkrebs habe. Das hat mich sehr schockiert, auch wenn ich schon einen Knoten bemerkt und mit so einer Diagnose gerechnet hatte. Es hat ein paar Tage gedauert, bis ich das wirklich realisiert und auch verarbeitet habe, da man diese Erkrankung ja schon kennt und weiß, wie sie potenziell verläuft.
Redaktion: Wie war deine erste Reaktion auf die Krebs-Diagnose?
Katrin: Ich habe sehr schnell beschlossen, dem Krebs zu zeigen, dass er es nicht einfach mit mir hat. Ich wollte unbedingt weitermachen und stark sein. Jetzt erst recht!
Redaktion: Was hat dir im Umgang mit deiner Erkrankung geholfen?
Katrin: Viel Bewegung und frische Luft waren mir sehr wichtig. Das hat mir körperlich und auch seelisch sehr gutgetan. Zudem hatte ich auf einmal viel mehr Zeit und bin meinen Hobbys intensiver nachgegangen. Ich habe immer versucht, die gewonnene Zeit mit schönen Dingen zu füllen.
Chemotherapie und Operation
Redaktion: Wie wurdest du behandelt?
Katrin: Zuerst habe ich eine sechsmonatige Chemotherapie gemacht, um den Tumor zu verkleinern. Das war ziemlich beängstigend, besonders wegen möglicher Nebenwirkungen wie Haarausfall, Übelkeit oder generelles Unwohlsein. Aber letztendlich hat sich wenig davon bewahrheitet. Haarausfall hatte ich natürlich, aber mit der Perücke kam ich gut zurecht und am Ende sind Haare auch nur eine Nebensächlichkeit. Mir war wichtiger, etwas gegen die Krankheit zu tun. Im Anschluss an die Chemo hatte ich eine einseitige Mastektomie, bei der mir ca. 16 Lymphknoten entfernt wurden, und danach sechs Wochen Strahlentherapie.
Armlymphödem nach Brustkrebs-OP
Redaktion: Wann hast du erfahren, dass es nach der OP zu einem Lymphödem kommen kann?
Katrin: Schon vor der Operation hatte man mir gesagt, dass ich ein Lymphödem entwickeln könnte. Etwa vier Wochen nach der Operation habe ich dann gemerkt, dass sich mein Arm komisch anfühlt, ein bisschen schwerer und dicker. Das wurde während der Strahlentherapie schlimmer. Mir wurde aber gesagt, dass man während der Strahlentherapie nichts daran ändern könne und das Ödem erst danach therapiert.
Redaktion: Wie wurde dein Lymphödem behandelt?
Katrin: Nach der Strahlentherapie bin ich zur Reha gefahren. Dort hat mir die Ärztin erstmalig die Diagnose Armlymphödem gestellt. Zusätzlich zu meinem Arm sind auch meine Finger dick geworden, das hat auch die Ärztin sofort gesehen. Ich habe dann während der Reha Kompressionswickel bekommen, aber mit denen kam ich nicht gut zurecht. Das Gefühl war unangenehm, oft zu straff und schwer. Ich habe das meist nicht den ganzen Tag ausgehalten. Unterschiede spürt man auch bei den Physiotherapeuten, manche können das weniger gut als andere. Eine Therapeutin hat sich für mich ins Zeug gelegt, sodass ich bereits am Ende der dreiwöchigen Reha eine erste Armversorgung mit Handschuh bekam. Nach kurzer Eingewöhnungszeit nimmt man den Strumpf nicht mehr wahr. Die Versorgung hilft mir dabei, die Krankheit in Schach zu halten, und ich habe dadurch keine Einschränkungen.
Redaktion: Wie sieht deine Therapie aktuell aus?
Katrin: Ich bekomme zwei Mal pro Woche eine Manuelle Lymphdrainage für meinen Arm. Das hilft wirklich gut. Ich spüre sofort, wenn ich das aufgrund von Urlaub oder Krankheit mal unterbrechen muss. Zusätzlich dazu hilft es mir sehr, schwimmen zu gehen.
Wenn ich dann noch regelmäßig meine Versorgung trage, ist die Krankheit sehr gut in den Griff zu bekommen.
Katrin
Armlymphödem-Patientin
Redaktion: Wie steht es aktuell um deine Brustkrebs-Erkrankung?
Katrin: Der Krebs ist bei mir chronisch, da er schon bei der Erstdiagnose weiter fortgeschritten war. Es wird also aller Voraussicht nach keine komplette Heilung erfolgen. Die aktuelle zielgerichtete Therapie schlägt aber bei mir sehr gut an, sodass ich damit wirklich gut leben kann und auch nur minimale Einschränkungen habe. Ich bin nicht mehr so leistungsfähig wie früher und fühle mich schneller erschöpft bei körperlicher Belastung. Ansonsten habe ich aber keine Beschwerden und hoffe einfach, dass das noch viele Jahre so bleibt. Ich versuche, mich gesünder zu ernähren und das Leben zu genießen, vieles sieht man auch entspannter als vorher.
Mehr Abwechslung in der Lymphödem-Therapie
Redaktion: Was wünschst du dir für die Zukunft?
Katrin: Ich wünsche mir, dass sich mehr Ärzte und Therapeuten auf Lymphödem-Patienten spezialisieren und neue Ideen für die Therapie ausprobieren. Meine Therapie hat sich seit der Diagnose nicht geändert. Es wäre schön, wenn man auch mal neue Sachen versuchen könnte.
Redaktion: Was würdest du gern an der aktuellen Therapie ändern?
Katrin: Es wäre schön, wenn es mehr Abwechslung gäbe. In meine Therapie hat sich sehr schnell Routine und damit auch ein bisschen Langeweile eingeschlichen. Auch wünsche ich mir mehr Motivation, vielleicht durch positive Unterstützung von anderen Menschen. Erfolge brauchen ihre Zeit und sind leider nicht sofort erkennbar. Daher wäre es schön, Motivatoren zu haben, die einem zeigen, dass es sich lohnt, am Ball zu bleiben. Der Weg durch die Diagnose und die Behandlungen war nicht einfach, aber ich versuche, positiv zu bleiben, denn ich bin zäh. Ich habe so viel geschafft, da lasse ich mich nicht von einem Lymphödem unterkriegen.
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